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"Zeitenwenden"

Gedanken und Anregungen zum EFM-Jahresthema 2025
Drawing a Straight Line

Forumsblog 02-2025

Das Ende Ostroms als Modell für kollektiven Umgang mit Umbrüchen

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Im Folgenden wird anhand der Eroberung von Konstantinopel durch das Osmanische Reich 1453 thesenartig aufgezeigt, wie Gesellschaften auf solche gewalttätigen Veränderungen reagieren (aus Byzanz/ Konstantinopel wurde Istanbul) und was das für eine gewaltfreie gesellschaftliche Transformation bedeutet.

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These 1 Regierungswechsel und ihre Personifizierungen

Die Eroberung Konstantinopels lässt sich auch als Duell zweier Herrscher charakterisieren:

Kaiser Konstantinos Palailogos steht in diesem Duell auf der westlichen, Sultan Mehmed auf der osmanischen Seite. Das erinnert an moderne personalisierte Wahlkämpfe und lädt zum Hinterfragen solcher Personalisierung von Standpunkten ein.

Ähnlich wie in der Gegenwart begann die Tragödie des Byzantinischen Reiches mit der Unterschätzung des Aggressors, in diesem Fall des noch jugendlichen Mehmed II., dem keine Eroberungszüge zugetraut wurden, zumal er mit europäischen Fürsten Friedensabkommen schloss.

Lediglich der byzantinische Geschichtsschreiber Sphrantzes warnte davor, dass Mehmet von Kindheit auf alles Christliche hasste und schon oft gedroht habe, dass er, einmal zur Herrschaft gelangt, das Reich der Rhomäer, ja die gesamte christliche Welt von Grund aus zerstören und vernichten werde. Kaiser Konstantin dagegen beschränkte sich auf die Kondolenz zum Tode von Mehmeds Vater und die Glückwünsche zur Thronbesteigung des Sohnes, nicht ohne dabei um Bestätigung der bestehenden Verträge ausdrücklich zu bitten.

Mehmed II. beschwor den alten Frieden und gab das heilige Versprechen, dass er sich zeit seines Lebens nicht an der Hauptstadt und an den sonstigen Besitzungen des Kaisers vergreifen werde, dass er vielmehr fest entschlossen sei, mit dem Kaiser von Byzanz die alten freundschaftlichen Beziehungen aufrechtzuerhalten, in denen sein Vater mit ihm und seinem Vorgänger gelebt habe.

Kurz darauf waren diese Eide und Versprechungen angesichts der Trümmer von Byzanz Makulatur. Damit fügt sich sein Beispiel in die umfangreiche Geschichte und Beispielsammlung solcher gebrochenen Freundschaftsversprechen nahtlos ein und ermahnt demokratische Gesellschaften und ihre politischen Vertretungen zur Wachsamkeit gegenüber Potentaten.

Stefan Zweig beschreibt Mehmed als „zugleich fromm und grausam, leidenschaftlich und heimtückisch, ein gelehrter, ein kunstliebender Mann, der seinen Cäsar und die Biografien der Römer lateinisch liest, und gleichzeitig ein Barbar, der Blut verschüttet wie Wasser. Dieser Mann mit den feinen, melancholischen Augen und der scharfen, bissigen Papageiennase erweist sich in einem als unermüdlicher Arbeiter, verwegener Soldat und skrupelloser Diplomat.“

Seinen Gegner charakterisiert er so: „Der Purpur des letzten Kaisers von Byzanz, Konstantin Dragases, ist ein Mantel aus Wind, seine Krone ein Spiel des Geschicks. Aber eben weil von den Türken schon umstellt und weil geheiligt der ganzen abendländischen Welt durch gemeinsame jahrtausendalte Kultur, bedeutet dieses Byzanz für Europa ein Symbol seiner Ehre.“

 

Diese Charakterisierungen laden dazu ein, über aktuelle Strategien nachzudenken politische Programme zu personifizieren und sich ganz auf die jeweilige Person und ihre Aussagen zu konzentrieren und zu verlassen. Die überwiegend ernüchternden Erfahrungen mit dieser Strategie können dann dazu führen, für sich oder im Bildungsbereich ermutigende Alternativen zu suchen, sich der Komplexität politischer Programme zu stellen, um Äußerungen und biografische Details einordnen und kontextualisieren zu können.

Lit.

Stefan Zweig, Sternstunden der Menschheit, Frankfurt 1964

The Fall of the Byzantine Empire: A Chronicle by George Sphrantzes, 1401-1477. Translated by Marios Philippides. Amherst: University of Massachusetts Press, 1980

 

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These 2 Regierungswechsel sind Systemwechsel

Dass die ostmanischen Eroberer Konstantinopel bzw. Byzanz zu Istanbul (wörtlich: „in die Stadt“) als Anspielung auf die Eroberung machten, zeigt, dass nicht nur eine Stadt erobert und zerstört wurde. Zerstört und verloren war das Bollwerk der Christenheit im Morgenland – ein Weltereignis von weittragenden Folgen, das das ganze christliche Abendland in seinen Grundfesten erschütterte, auch wenn – ähnlich zu Westrom – der innere Ver- und Zerfall des Reiches lange vor der äußeren Niederlage einsetzte. So wie die Eroberung Westroms durch die Westgoten 1000 Jahre zuvor die Wende zum Mittelalter markierte, wird 1453 als die Grenzscheide des Mittelalters und der Neuzeit bezeichnet, auch wenn bereits vorher byzantinische Flüchtlinge griechisches Kulturgut in den Westen gebracht hatten. Dass das Trauma von 1453 lediglich der Todesstoß für ein untergegangenes Reich war, beschreibt Stefan Zweig so:

„Das Imperium Byzantinum, das oströmische Kaiserreich, das einstens die Welt umspannte, von Persien bis zu den Alpen und wieder bis zu den Wüsten Asiens sich erstreckend, ein Weltreich, in Monaten und Monaten kaum zu durchmessen, kann man nun in drei Stunden zu Fuß bequem durchschreiten: kläglicherweise ist von jenem byzantinischen Reich nichts übriggeblieben als ein Haupt ohne Leib, eine Hauptstadt ohne Land; Konstantinopel, die Konstantinstadt, das alte Byzantium, und selbst von diesem Byzanz gehört dem Kaiser, dem Basileus, nur mehr ein Teil, das heutige Stambul, während Galata schon an die Genueser und alles Land hinter der Stadtmauer an die Türken gefallen ist; handtellergroß ist dieses Kaiserreich des letzten Kaisers, gerade nur eine riesige Ringmauer um Kirchen, Paläste und das Häusergewirr, das man Byzanz nennt.“

Ähnlich war auch Westrom bereits vor der Eroberung durch die Westgoten innerlich zerstört. Max Weber formuliert es so: „Um die Geldaufbringung dreht sich immer mehr die ganze Staatskunst und immer deutlicher zeigt sich die ökonomische Unfähigkeit der wesentlich nur noch für den Eigenbedarf produzierenden Possessoren, Geldabgaben zu leisten. Ja, – wenn der Kaiser ihnen gesagt hätte: »Wohlan, lasst eure Kolonen euch Waffen schmieden, setzt euch zu Pferde und schützt mit mir die Scholle, von der ihr lebt« – dies hätten sie ökonomisch leisten können. Aber damit wäre man eben schon im Mittelalter und beim Feudalheer gewesen. In der Tat: wie die feudale Gliederung der Gesellschaft, so war die feudale Wehrverfassung das Ziel, welchem die spätrömische Entwicklung zustrebte und welches – nach dem kurzen und nur lokalen Rückschlag in der Völkerwanderungszeit zugunsten kolonisierender Bauernheere – schon in der Karolingerzeit in der Hauptsache erreicht wurde. Allein mit feudalen Ritterheeren kann man zwar fremde Kronen erobern, die Landesmark eines beschränkten Territoriums verteidigen, aber nicht die Einheit eines Weltreichs wahren, und hundertmeilige Grenzen gegen landhungrige Eroberer halten.“

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Diese Charakterisierung eines dem Untergang geweihten Reiches, das den Eroberern gewissermaßen als reife Frucht vor die Füße fiel, ermutigt zum Nachdenken über aktuelle Entwicklungen, bei denen das traumatische Ereignis aus der Rückschau als logisches Ergebnis eines Zerfallsprozess erscheint, wenn Warnzeichen ignoriert wurden, eigene Interessen oder das Klientel über das Gemeinwohl gestellt wurden.

Lit.

Stefan Zweig, Sternstunden der Menschheit, Frankfurt 1964

Max Weber: Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur. 1896 In: Max Weber: Soziologie. Universalgeschichtliche Analysen. Politik. Stuttgart 1992

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These 3 Systemwechsel steigern Ressentiments

In Deutschland setzte der humanistische Diplomat und spätere Papst Aeneas Sylvius Piccolomini seine ganze Rhetorik ein, um seine Bestürzung und Verzweiflung zu vermitteln. In seinem berühmten Brief an Nikolaus V., den er am 12. Juli 1453 aus Graz nach Rom sandte, schrieb er: „Aber was ist das für eine schreckliche Nachricht, die uns über Konstantinopel erreicht? Meine Hand zittert, selbst während ich schreibe; meine Seele ist entsetzt, aber weder ist sie in der Lage, ihre Empörung zu zügeln, noch ihr Leid auszudrücken. Ach, elendes Christentum!“ Aeneas verurteilte eine gleichgültige lateinische Welt, die zugesehen hatte, wie die Türken die berühmteste Stadt eroberten. Er beklagte die unaussprechlichen Grausamkeiten, denen die Einwohner ausgesetzt waren. Mehr als 40.000 Menschen waren gestorben. Er trauerte um die Plünderung und Umgestaltung der erhabenen Hagia Sophia und anderer Kirchen durch die Eroberer. Der gerade erfundene Buchdruck griff es mit Ablasszetteln und Türkenkalendern sofort auf, weil es sich offensichtlich für das Massengeschäft anbot. Herzog Philipp von Burgund rief zum Türkenzug im Februar 1454 in Lille auf, während Johann von Segovia, argumentierte: „Die Christen haben ihre Chance in ihrer geistigen Überlegenheit, mit den Kriegswaffen verlieren sie. Die Sarazenen verachten die Wissenschaft, weichen der Disputation aus, weil sie wissen, dass sie unterlegen sind.“. „Darum“ – so fährt er in einem späteren Werk 1453-1457 fort – „müssen wir alles tun, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Abgesehen von der unerlässlichen militärischen Defensive, den Krieg vermeiden. Sodann gilt es, kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen mit den Türken anzuknüpfen. Handel und Verkehr fördern das. gegenseitige Sich-Kennen-Lernen, beseitigen den Fanatismus. Auf dieser Grundlage kann dann die religiöse Diskussion fruchtbar werden.“

Auch im Blick auf aktuelle Entwicklungen zeigt sich, wie interkulturelle Ereignisse, vor allem traumatischer Art, von unterschiedlichen Gruppen instrumentalisiert, medial und politisch zu ihrem Vorteil umgesetzt werden. Diese Beobachtung ermutigt dazu, über den angemessenen Umgang mit Stereotypen nachzudenken, indem Verallgemeinerungen aller Art (ethnisch, religiös, national, nach Generationen oder anderen Kriterien) personifiziert bzw. biografisiert werden oder biografisch individuelle Besonderheiten anders als nach solchen Zuweisungen begründet und kontextualisiert werden.

https://cusanus-institut.de/wp-content/uploads/2018/06/Trierer-Cusanus-Lecture_Heft-9.pdf

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These 4 Literarische Darstellung eines Traumas

Eine Möglichkeit die tiefgreifenden Erschütterungen durch das Geschehen zu begreifen, war seine literarische Transformation.

Stefan Zweig schildert eine besondere Szene, die letzte Szene des Unterganges. „In der Hagia Sophia, der damals noch herrlichsten Kathedrale der Welt, die seit jenem Tage der Verbrüderung der beiden Kirchen von den einen Gläubigen und von den anderen verlassen gewesen war, versammeln sich die Todgeweihten. Um den Kaiser schart sich der ganze Hof, die Adeligen, die griechische und die römische Priesterschaft, die genuesischen und venezianischen Soldaten und Matrosen, alle in Rüstung und Waffen; und hinter ihnen knien stumm und ehrfürchtig Tausende und aber Tausende murmelnde Schatten – das gebeugte, das von Angst und Sorgen aufgewühlte Volk; und die Kerzen, die mühsam mit dem Dunkel der niederhängenden Wölbungen ringen, erleuchten diese einmütig hingebeugte Masse im Gebet wie einen einzigen Leib. Es ist die Seele von Byzanz, die hier zu Gott betet. Der Patriarch erhebt nun mächtig und aufrufend seine Stimme, singend antworten ihm die Chöre, noch einmal ertönt die heilige, die ewige Stimme des Abendlandes, die Musik, in diesem Raume. Dann tritt einer nach dem anderen, der Kaiser zuerst, vor den Altar, um die Tröstung des Glaubens zu empfangen, bis hoch zu den Wölbungen hinauf hallt und schrillt der riesige Raum von der unaufhörlichen Brandung des Gebetes. Die letzte, die Totenmesse des oströmischen Reiches hat begonnen....Demütig steigt der Sultan vom Pferde und beugt das Haupt tief auf den Boden zum Gebet. Dann nimmt er eine Handvoll Erde und streut sie auf sein Haupt, um sich zu erinnern, dass er selbst ein Sterblicher sei und seines Triumphes sich nicht überheben möge. Und nun erst, nachdem er Gott seine Demut gezeigt, richtet der Sultan sich hoch auf und betritt, der erste Diener Allahs, die Kathedrale Justinians, die Kirche der heiligen Weisheit, die Kirche Hagia Sophia.

Neugierig und ergriffen betrachtet der Sultan das herrliche Haus, die hohen Wölbungen, schimmernd in Marmor und Mosaiken, die zarten Bögen, die aus Dämmerung sich zum Licht aufheben; nicht ihm, sondern seinem Gotte, fühlte er, gehört dieser erhabene Palast des Gebets. Sofort lässt er einen Imam holen, der die Kanzel besteigt und von dort das mohammedanische Bekenntnis verkündet, während der Padischah, das Antlitz gegen Mekka gewendet, das erste Gebet zu Allah, dem Herrscher der Welten, in diesem christlichen Dome spricht. Am nächsten Tage schon erhalten die Werkleute den Auftrag, alle Zeichen des früheren Glaubens zu entfernen; weggerissen werden die Altäre, übertüncht die frommen Mosaiken, und das hocherhobene Kreuz von Hagia Sophia, das tausend Jahre seine Arme entbreitet, um alles Leid der Erde zu umfassen, stürzt dumpf polternd zu Boden. Laut hallt der steinerne Ton durch die Kirche und weit über sie hinaus. Denn von diesem Sturze erbebt das ganze Abendland.“

 

Zwei Perspektiven auf die Hagia Sophia, die zum Perspektivwechsel ermutigen: Sobald im gesellschaftlichen Erinnerungsdiskurs ein Narrativ sich in den Mittelpunkt drängt, ist das Grund dazu, nach alternativen Narrativen zu suchen. Das gilt vor allem, wenn das dominante Narrativ mit eindeutigen nationalistischen oder ethnischen Intentionen verbunden ist oder klar als Verschwörungstheorie zu identifizieren ist.

Stefan Zweig, Sternstunden der Menschheit, Frankfurt 1964

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These 5 Visionen als Verarbeitung

Neben der historisierend literarischen Darstellung findet sich auch die fiktive, zum Metaphysischen neigende Form:

Ein Beispiel aus dem dafür ist Nicolaus Cusanus' Schrift über den Frieden (1453). Ausgehend von den angeblichen Grausamkeiten durch die türkischen Eroberer schreibt er von einer religiösen Vision angesichts dieser Ereignisse: „Er wurde nämlich in eine Höhe geistigen Schauens versetzt, in der er sozusagen mit den aus dem (irdischen) Leben Geschiedenen die Untersuchung dieser Sache im Rat der Himmlischen unter dem Vorsitz des Allmächtigen erlebte: Der König über Himmel und Erde gab kund: Aus dem Bereich dieser Welt hätten Trauerboten ihm vom Stöhnen der Unterdrückten berichtet; um der Religion willen kehrten große Scharen die Waffen gegeneinander, um die anderen Menschen mit Gewalt entweder zur Verleugnung dessen zu zwingen, was sie seit langem in ihrer Gemeinschaft verehrten, oder sie umzubringen. Es waren sehr viele, die solche Klagen von überall auf der Erde her überbrachten. Der König ließ diese in der Vollversammlung der Heiligen zu Wort kommen. Den Himmelsbewohnern schienen sie alle wie Bekannte, denen der König des Universums selbst seit Urbeginn die einzelnen Wirkungskreise und Gemeinschaften der Welt anvertraut hatte. Sie verhielten sich ja auch nicht wie Menschen, sondern als geistige Kräfte."

 

Diese Einordnung in einen himmlischen Heilsplan betrachtet Cusanus als Bild für ein interreligiöses Friedenskonzil, wie es in abgewandelter Form auch in Kants Friedensschrift und bei Theologen wie Bonhoeffer und Küng auftaucht.

https://cusanus-institut.de/wp-content/uploads/2018/06/Trierer-Cusanus-Lecture_Heft-9.pdf

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Als ein komplementäres Modell im Blick auf die Eroberung von 1453 lässt sich der Kult um Sultan Mehmed II in den türkischen Kinos verstehen, vor allem im gleichnamigen Film, der die Ereignisse legendarisch überhöht und Gebet und Artillerie gleichermaßen als Gründe für den Sieg erklärt.

Konstantinopels Befestigungen fielen nicht allein durch die Kraft des Gebets, das der Sultan vor dem riesigen Heer persönlich leitete. Ausschlaggebend war die – hier dramatisch geschilderte – Arbeit der Mineure und die Wirkung der Artillerie. Meister Urban, ein Überläufer aus Ungarn, dem die Osmanen den Guss gigantischer Kanonen verdankten, ist eine Schlüsselfigur.

​Die dreitägige Plünderung Konstantinopels durch das osmanische Heer wird am Ende nicht einmal angedeutet. Als man Mehmed den Leichnam Konstantins XI. zeigt, ordnet er an, ihn nach den Regeln „seiner Religion" beizusetzen. Auf die in türkischen Darstellungen oft abgebildeten griechischen Jungfern, die den Eroberer mit Blumengewinden danken, weil er die Stadt vor der Union mit den Lateinern bewahrt hatte, verzichtete Faruk Aksoy. Sein Mehmed II. herzt dafür in der Hagia Sophia ein blondes Kind, das ihn zum Entzücken der umstehenden griechischen Frauen am Schnurrbart zupft.

 

Bereits 1951 kam ein erster Schwarz-Weiß-Streifen über die Eroberung Istanbuls (Istanbul'un Fethi) in die Kinos und brach alle Kassenrekorde. Der mit diesem Film bekannt gewordene Regisseur Aydin Arakon (1918 bis 1982) bedankte sich im Vorspann beim Stadtkommandanten. Denn die türkische Armee hatte den Großteil der Statisterie gestellt. Die Fatih (Eroberer)-Renaissance hatte auch in diesem Fall vorher eingesetzt, nämlich in den letzten Tagen Ismet Inönüs, des zweiten Präsidenten der türkischen Republik.

Eine Regierungsvorlage erlaubte damals die Öffnung der unter Atatürk versiegelten Mausoleen großer Männer, vorab die der Türbe Mehmeds II. Seitdem wird der Eroberungstag alljährlich mit einem großen Umzug begangen, der an die Überführung von Schiffen über Land in das Goldene Horn erinnert. Seitdem gibt es den Neo-Osmanismus in der Türkei, wenngleich in wechselnden Funktionen.

Solche Beispiele ermutigen zum Nachdenken darüber, wie kollektive Erinnerung so inszeniert und kontextualisiert werden kann, dass sie beiden Perspektiven (z.B. Angreifer und Opfer) gerecht wird und nicht wertend gegeneinander ausspielt. Indem eigene und fremde Erinnerungskulturen auf diese Weise nach Stereotypen und Diskriminierungen hinterfragt werden, ergeben sich Ideen für inklusiv-wertfreie Modelle.

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